Suitcase Wingfoiler
Koffer packen und los
Wingfoilen auf einem Koffer? Aprilscherz oder was?! Nicht ganz, denn das Packmaß einer Wingfoil-Ausrüstung lässt die Überlegung zu, ob nicht einfach alles auch in einen Koffer passen könnte, auf dem man dann gleich foilen kann. Das wäre grandios für Flugreisen. Und als kompakte Immer-dabei-Ausrüstung im Kofferraum sowieso.
Warum also nicht mal ausprobieren. Die Idee zum Koffer-Foilboard kam mir schon vor eineinhalb Jahren, aber wie es immer so ist - die Umsetzung dauert. Kofferhersteller waren an einem Sponsoring nicht interessiert, weil "es nicht zum Image unserer Marke passt". Also musste ein ausrangierter Schalenkoffer der Schwiegereltern herhalten, um das Experiment zu starten.
Passt alles rein? Bingo! Wing, Pumpe, Helm, Booties, Wetsuit und Foil - letzterer aber gerade so, komplett demontiert und auch nur mit sehr kleinem Frontflügel. Knapp über 75 Zentimeter misst die Diagonale im Inneren des Koffers. Alles packen und ab gehts zum Spot. Videodreh inklusive. Weiter unten seht ihr das Ergebnis.
Es fühlt sich schon ein wenig merkwürdig an, einen Rollkoffer mit montiertem Foil hinter sich her zum Strand zu ziehen. Aber es funktioniert - zumindest der Weg zum Strand.
Schwieriger wurde es auf dem Wasser. Der pummelige Koffer hat genug Volumen, um darauf zu sitzen. Dieses ist aber extrem ungünstig verteilt, der Koffer ist ca. 3 mal dicker als ein normales Board.
Und auch ultrakurz. Schon beim Sitzen fühlt sich der Koffer so an, als ob er jederzeit in alle Richtungen umkippen möchte - in etwa so, als würde man versuchen auf einem großen Wasserball zu sitzen.
Aufstehen war trotz montierten Schlaufen und ausreichend Zug im Wing nicht möglich. Zu hoher Schwerpunkt, zu kleine Fläche. Mit über 100 kg Körpergewicht könnte man den Koffer vielleicht zum Absinken bewegen und einen Sinkerstart schaffen - mir gelang es jedenfalls nicht.
Option Nummer zwei war der Wasserstart, der auf kleinen Boards immer gut funktioniert. An zwei Tagen mit starken Wind wollte ich mich vom Wing aufs Board ziehen lassen. Aber trotz auftriebsstarker Protektorenweste verhinderte das hohe und ungünstig verteilte Volumen jeden Startversuch.
Bei diesem dicken Koffer liegen die Füße immer gut 30 cm über der Wasseroberfläche - ein extrem ungünstiger Winkel für den Lift des Wings. Wie mit den Füßen an einer Boje hängend treibt man durchs Wasser, man kommt einfach nicht mit dem Körperschwerpunkt übers Board.
Diese Projekt war also gescheitert. Ein Koffer, der sich zum Wingfoilen eignet, müsste deutlich länger und viel dünner sein, dabei aber immer noch aus einer harten Schale bestehen.
Mein Surfkollege Helge hatte einen der Suitcase-Foilversuche miterlebt und fand in seinem Keller noch eine passende Alternative. Ob Wingfoilen auf diesem Teil funktioniert, wird in diesem Frühjahr ausprobiert.
01.04.2023 © WING DAILY | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall, Vivian Wehr