Anpumpen
Aktives Pumpen mit Wing und Board
Bei leichtem Wind ins Foilen kommen - die richtige Pumptechnik hilft beim frühen Abheben. Dabei ist Körpereinsatz gefragt, denn die Beschleunigung passiert nicht von alleine.
Mehrmaliges aktives Anpumpen ist harte körperliche Arbeit - vor allem wenn es mehrmals hintereinander nicht mit einer Foilfahrt belohnt wird. Deshalb auf die richtige Böe warten und einen Anpumpversuch auch wirklich energisch durchziehen.
Eine Erfahrung: Wind weht fast immer böig, auch an Leichtwindtagen. Häufig kommt man ohne aktives Anpumpen nicht ins Fliegen. Zum Beispiel bei einer 14-Knoten-Vorhersage, da herrschen an einem böigen Binnenrevier oft minutenlange Perioden, an denen der Wind nur mit 0 bis 10 Knoten fächelt. Jedes stärkere Windfeld zeichnet sich auf der Wasseroberfläche als dunkle Kräuselung ab. Das ist die Chance, um der Verdrängerfahrt zu entkommen.
Sobald das Windfeld euch erreicht müsst ihr abfallen auf Raumwindkurs (schräg vom Wind weg nach Lee) und mit dem Wing pumpen, um in Fahrt zu kommen. Ob der Winddruck zum Anfoilen reicht, spürt man mit einiger Erfahrung dabei ganz gut. Wenn das Board beschleunigt, dann startet man synchron zur Pumpbewegung mit dem Wing auch die Auf- und Ab-Belastung des Boards. Diese wellenartige Bewegung verlängert den Weg, den der Foil im Wasser zurücklegt. Und da mehr Weg in der selben Zeiteinheit eine höhere Geschwindigkeit bedeutet, steigt dadurch der Auftrieb, den man mit dem Foil erzeugen kann.
Wenn der Foil das Board dabei ein kleines Stück aus dem Wasser hebt, dann kann man diese Höhe (potentielle Energie) wieder für den nächsten Beschleunigungsabschnitt nutzen. Mit jedem Pumpzug kommt das Board dabei etwas weiter aus dem Wasser, ergo kann man es dann noch intensiver nach unten drücken.
Da nur der Wind im Wing alleine euch nicht ins Foilen zieht, kommt die Energie aus eurem Körper. Aktive Belastungswechsel im richtigen Takt erhöhen die Geschwindigkeit, bis der Speed zum Foilen reicht. Wenn ihr auf dem Foil fahrt, dann ist der Reibungswiderstand so gering, das es auch bei leichtem Wind zum Weiterfliegen reicht.
Die Kurzanleitung für die kombinierte Wing/Board-Pumpbewegung
Beim Wingzug das Board nach vorne pushen (Nose hebt sich), dann beim Ausholen mit dem Wing das Körpergewicht nach vorne verlagern und Nose nach unten pushen. Das Board fährt dabei einen Bogen (wie über eine sanfte Dünungswelle). Während des Wing-Pumpzugs schiebt man das Board in einem Bogen (wie durch ein Wellental) nach vorne, bis sich am Ende die Nose wieder hebt.
So pumpt man richtig
Achtet auf die Bewegung des Wings in der Zeitlupe des Videos (beim dritten Pumpzug kann man es gut erkennen). Der Wing wird beim Ausholen nicht nur nach vorne, sondern auch nach oben geführt, um beim Pumpen nicht mit den Wingtips im Wasser hängen zu bleiben. Wenn die Arme gestreckt sind, dann führt man einen möglichst intensiven und langen Pumpzug aus. Zum Körper hin, von oben nach unten und leicht in Lee am Körper vorbei. Die hintere Hand zieht dabei etwas intensiver, da so der meiste Vortrieb generiert wird.
Gleichzeitig mit dem Zug stemmt man sich aufs Board, bzw. schiebt das Board mit leicht angehobener Nose nach vorne. Diese Bewegung wird später immer intensiver, aber schauen wir zunächst auf die Rückführung des Wings. Der wird nach dem Pumpzug mit der vorderen Hand am Körper vorbei nach Luv geschoben, erst dann zurück in die Ausholposition. Dabei wird zuerst der vordere, dann der hintere Arm ausgestreckt.
Der Wing bewegt sich bei Pumpen also nicht nur vor und zurück, sondern auf einer elliptischen Bahn.
Mit jedem Pumpzug wird man schneller und merkt dabei, wie das Board im Wasser gleitet. Diese Geschwindigkeit nutzt man, um das Board synchron zum Pumpen mit dem Wing in eine Auf- und Ab-Bewegung zu führen. Der Wing-Pumpzug wird mit einer Hockbewegung kombiniert, bei der am Ende das Board impulsiv (mit gestreckten Beinen) nach vorne gepusht wird. Der Foil erzeugt Auftrieb, man hebt sich minimal aus dem Wasser.
Mit der Rückführung des Wings nach vorne wird auch der Körperschwerpunkt nach vorne verlagert. Die Beine drücken das Board wieder flach ins Wasser (das Board beschleunigt dabei), bevor der nächste Wing-Pumpzug beginnt. Diese Bewegung wird immer intensiver ausgeführt, bis das Board frei foilt. Dann luvt man an, um den Winddruck im Wing zu erhöhen. Und siehe da - der Wind reicht aus zum Weiterfoilen.
Trainingstipps
- Probiert den Pumpzug mit dem Wing an Land aus. So merkt ihr schnell, mit welcher Winghaltung ihr am meisten Druck erzeugen könnt.
- Wählt einen kleineren Wing. Ein kleinerer Wing hat eine geringere Spannweite und lässt sich besser pumpen, ohne dabei ins Wasser einzuspitzeln. Ein kleinerer Wing kann deshalb helfen, um die Koordination der Pumpbewegungen von Wing und Board schneller zu erlernen.
Wer aktives Anpumpen gut beherrscht, der kann grundsätzlich mit einer kleineren Winggröße aufs Wasser gehen.
28.02.2024 © WING DAILY | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall