Wingfoilen an der italienischen Westküste

Wingfoilen an der italienischen Westküste

Roadtrip über Ostern zu den Spots zwischen Vada und Talamone

Anne Stevens hatte wieder mal das Reisefieber gepackt. Über Ostern rückte eine Reise an die italienische Küster unterhalb von Livorno in den Fokus der Surferin aus NRW. Und ein Abstecher nach Rom war auch noch drin - hier folgt Annes Reiserückblick.

Weil meine Lieben aufgrund der schlechten Wetterprognose keine Lust auf Camping hatten, machte ich mich alleine auf die Reise nach Italien. Ich hatte Hummeln im Hintern und Rom stand schon lange auf meiner Bucket List. Obwohl die Windvorhersagen in Richtung Leucate wesentlich besser waren, ging es an die italienische Westküste.

Spiagge Bianche

Viel Zeit zum Recherchieren von Surfspots hatte ich nicht, aber von zwei bis drei an diesem Küstenabschnitt hatte ich schon mal gehört. Für Karfreitag war Wind für die Ecke um Vada angesagt. Dort sollte es auch einen schneeweißen Strand und türkises Wasser geben, was sich sogar auf Satellitenbildern von der anderen Umgebung abhebt.

Aufgrund des vollauflandigen Windes entschied ich mich für den ersten Parkplatz südlich von Rosignano Solvay. In dem Moment, in dem ich dort eintraf, kam nach einer regenreichen Fahrt gerade die Sonne heraus. Aber es wehte nur ein laues Lüftchen, so dass ich die Gelegenheit für einen Strandspaziergang nutzte. Durch die raue See konnte ich die einmaligen Farben, die bei schönem Wetter in der Bucht vorherrschen sollen, nur erahnen.

Blick aus dem Bus in Talamone

Naja - der Gedanke, dass dieser außergewöhnliche weiße Strand und das türkisfarbene Wasser nur ein Resultat von Abwässern einer nahegelegenen Soda-Fabrik sind, verlieh dem ganzen schon einen leichten Beigeschmack.

Nichtsdestotrotz legte der Wind dann ziemlich zu und angesichts der unruhigen See beschloss ich mal wieder Windsurfen zu gehen. Aber genau in dem Moment, in dem ich dann samt aufgebautem Material am Strand stand, verabschiedeten sich Sonne und Wind. Die zwei Kiter, die kurz zuvor noch auf dem Wasser waren, holten ihre Schirme vom Himmel und das war’s.

Wingfoilen in Talamone

Mittlerweile war es später Nachmittag und ich beschloss weiter in den Süden zu fahren, auch wegen der besseren Wettervorhersage. In Marina di Grosseto, wo ich vor ein paar Jahren sogar schon einmal windsurfen war, genoss ich abends noch die Sonne und den blauen Himmel und übernachtete dort auf einem kostenlosen Womostellplatz.

Am nächsten Tag ging es dann nach Talamone. Auf dem dortigen Wohnmobilstellplatz direkt am Spot bekam ich einen schönen Platz mit Meerblick - ich liebe es morgens mit Meerblick aufzuwachen und abends wieder einzuschlafen. Die Sonne schien, so gegen 11.00 Uhr kam der Wind und ich hatte eine wunderschöne Wingfoil Session.

Wingfoilen in Talamone bei schlechterem Wetter

Am nächsten Tag verschlechterte sich das Wetter und bei zwischenzeitlichem Regen konnte ich mit meinem größten Wingfoilzeug noch zwei weitere schöne Sessions verbuchen.

Für Montag und Dienstag war nicht so richtig Wind angesagt - also ging es auf eine Sightseeing-Tour. Erst besuchte ich die schönen alten Städte Pitigiliano und Sorana, inklusive kleiner Wandertour, dann ging es weiter in Richtung Süden. Auf meiner Strecke lagen zwei große Seen, der Lago di Bolsena und der Lago di Bracciano, zu denen ich vorab keine Hinweise auf Surfeignung im Web gefunden hatte.

Am Lago di Bracciano, dem südlicheren der beiden Seen, verbrachte ich eine Nacht auf einem Campingplatz direkt am Seeufer. Immerhin gab es dort sowas wie eine Surfstation, die aber um diese Jahreszeit noch nicht im Betrieb zu sein schien. Wind wehte eh nicht, deshalb ging es schon am frühen Morgen weiter nach Rom.

Pitigiliano, Sorana und der Lago di Bolsena

Ich checkte auf einem Campingplatz am Rande der Hauptstadt ein, von dem es einen Fahrradweg bis in die Innenstadt gibt. Das Wetter war prächtig, also schnell umgezogen und auf ging es mit dem Fahrrad immer am Tiber entlang nach Rom. Was soll ich sagen, es war einfach wunderschön.

In Rom musst ich dann vom Flussufer über viele hohe Treppen mit geschultertem Rad aufsteigen - dort ein E-Bike hochzuwuchten dürfte schwierig sein.

Erschlagen von den Menschenmassen machte ich mich auf meine geplante Route entlang der Sehenswürdigkeiten. Von der Spanischen Treppe hat man vor lauter Besuchern kaum etwas gesehen und überall in der Stadt war es rappelvoll. Wegen der vielen Fußgänger auf den Straßen gab es kaum Autoverkehr und so schlängelte ich mich mit meinem Bike einfach zwischendurch.

So konnte ich mir ganz entspannt alles auf meiner Liste anschauen und war einfach nur begeistert von dieser megaschönen Stadt. Der Papst war nur einen Tag vorher gestorben, deshalb waren vermutlich noch mehr Menschen als sonst in Rom unterwegs, aber die Stimmung war sehr friedlich und freundlich. Alles in allem ein mega schöner Tag in Italiens wunderschöner Hauptstadt.

Rom

Mittwochs ging es schon früh wieder zurück in die Bucht von Talamone, es sollte noch mal Wind kommen. Als ich dort ankam, wurde mir erstmal berichtet, dass ich zwei richtig gute Windtage verpasst hätte. Komisch - es war doch gar kein Wind vorhergesagt.

Von der Thermik hatte ich zwar schon gehört, aber diese funktioniert wohl auch an Tagen, an denen so gut wie gar kein Wind angesagt ist: Ist eine leichte Brise aus nordwestlicher Richtung gemeldet, verstärkt sich diese, so dass der Wind meist zum Wingfoilen reicht.

Wieder was gelernt... an diesem Tag setzte die Thermik dann auch schon wieder gegen 11.00 Uhr ein. Bei strahlendem Sonnenschein ging es mit großem Wingfoilzeug raus.

Die Bucht von Talamone

Wichtig dabei zu wissen: Man muss erstmal gefühlte 5 Minuten durchs Wasser waten, um mit dem Foil nicht auf Grund zu laufen. Die ersten ca. 200 m sind stehtief und gespickt mit ein paar Untiefen. Deshalb ist es ratsam sich sich den Spot von ortskundigen erklären zu lassen, bevor man selbst aufs Wasser geht.

Das bedeutet aber auch, dass jeder Materialwechsel gefühlt eine Ewigkeit dauert. Dennoch habe ich nach ein paar Schlägen auf das kleine Brett gewechselt, denn ein bisschen Springen macht einfach sehr viel Spaß.

Später legte der Wind nochmal zu und ich beschloss anstatt auf einen 3.5er Wing zu wechseln direkt mit Windsurfzeug rauszugehen. Es hat sogar ohne Wellen sehr viel Spaß gemacht. So lange wie an diesem Tag war ich schon ewig nicht mehr an einem Stück auf dem Wasser.

Windsurfen in Talamone

Für Donnerstag hätte laut Vorhersage wieder kein Wind wehen sollen, aber ein Lokal meinte, es gäbe auf jeden Fall Wind. Und so war es auch. Erst bin ich schön zwei Stunden mit dem 4.5er und dann noch mal ein Stündchen mit dem 3.5er Wing gefahren.

Auch mit dem Wissen, dass am nächsten Tag wohl wirklich kein Wind mehr wehen würde, reichte es mir nach den drei Stunden - mir steckte noch die lange Session vom Vortag in den Beinen.

Talamone

Auf dem Wohnmobilstellplatz bei schönem Wetter gechillt alle Sachen trocknen lassen und abends noch ein letztes Mal die großartige Aussicht aus dem Busfenster genießen, bevor es dann am Freitag wieder Richtung Heimat ging.

Fazit: Obwohl die Windvorhersage für diese Region vor meiner Reise nicht die beste war, bin ich mehr als positiv überrascht worden. Das Wetter war viel besser als vorhergesagt, die Windausbeute war super und die Fahrradtour durch Rom kam noch als Krönung on Top, besser hätte es fast nicht laufen können. Mal schauen wohin die nächste Reise geht, es gibt ja noch so viele, für mich neue, Surfspots zu entdecken.

08.06.2025 © WING DAILY  |  Text: Anne Stevens  |  Fotos/Grafiken: Anne Stevens

Roadtrip über Ostern zu den Spots zwischen Vada und Talamone