Wingfoilen am Praia Maior

Wingfoilen in Galicien

Rías Baixas und die Costa de la Muerte in Galicien, eine Story von Matthias Neyer.

Kühle Temperaturen, Regen, schroffe Klippen und oft nur riesige Wellen für Windsurf-Cracks à la Thomas Traversa. Also wie Irland, nur ein bisschen wärmer. Habt ihr auch diese Klischees im Kopf, wenn ihr an Galicien denkt?

Sie halten sich anscheinend hartnäckig, denn anders ist es kaum zu erklären, dass so wenige Surfer den Weg hierher finden. Wer sich doch traut, findet ein überraschend sonniges Paradies.

Anfang des letzten Jahres waren wir, meine Freundin Bettina und ich, auf dem Weg nach Vigo. Dort wartete Arbeit als Windsurflehrer auf mich und Bettina hatte die Chance, ihre Arbeit von unterwegs aus zu erledigen. Der Gedanke an ein Leben am Atlantik hatte uns schon länger herumgetrieben und sollte nun endlich in die Tat umgesetzt werden.

Flachwasser am Praia Maior

Der Playa Area Maior in Louro sollte uns 2021 nur als Zwischenstation auf der Durchreise dienen - eher zufällig waren wir auf der Suche nach Sonnenschein und guten Wellenreitbedingungen auf diesen Strand gestoßen.

Doch die Landschaft rund um den Monto Louro, die Lagune das Xalfas, das türkisblaue Wasser und das idyllische Fischerdörfchen Muros machten uns die Weiterreise reichlich schwer.

Auch später, längst im südlicheren Vigo angekommen, zog es uns immer wieder zurück in diese Region. So wurde uns relativ schnell klar, dass wir im darauffolgenden Jahr die eher windarmen und urbanen Strände rund um Vigo gegen die nördlichen Rias Baixas eintauschen wollten.

Ría de Muros

Nach einigen gemeinsamen Sessions mit Abel Lago, dem einzigen Surfschulbetreiber in dieser Gegend und ehemaligem Kite-Pro, war die Sache klar: Seit 2022 arbeite ich bei Abel Lago Watersports, wo neben Wellenreiten auch Wingfoilen, Windsurfen, SUPen und Kitesurfen unterrichtet wird und versuche mich nebenher als Physiotherapeut zu etablieren. Was für ein Jackpot unsere neue Heimat für Allround-Wassersportler ist, wird uns seither immer klarer.

Praia Maior Panorama und Stellplatz Louro

Am westlichen Ende Europas ist der Massentourismus noch nicht angekommen. Damit man nicht allein im Wasser ist, macht man sich am besten mit einem Surfbuddy auf den Weg.

Oder spricht einen der wenigen Locals an, die sich meist sehr darüber freuen, ihr Spotwissen mit Fremden zu teilen. Auf die von Fremden meistgestellte Frage, weshalb man hier keine Windsurfer und Wingfoiler trifft, konnten die mir aber auch keine Antwort geben und zuckten nur lachend mit den Schultern.

Wingfoilen in Galicien

Tatsächlich finden hier alle hervorragende Bedingungen, nicht nur um saubere Wellen Frontside abzureiten, sondern auch Spots zum Freeriden oder Freestylen. Das wird schon allein durch das kristallklare Wasser der Rías mit Blick auf die sattgrünen Hügel zum Erlebnis. Bei angenehmen Temperaturen vermischt sich die salzige Luft mit dem Geruch der Eukalyptuswälder und nicht selten teilt man sich die Spots mit Delphinen.

Wer sich nicht daran stört, flexibel zwischen Wellenreiten, Wingfoilen und Windsurfen zu switchen, der kann hier nahezu täglich ins Wasser.

Furnas

Durch die zerklüftete Küste findet man bei jeder Windrichtung einen Strand mit passenden Bedingungen, es gibt massenhaft Ausweichspots für die großen und Swellmagneten für die kleinen Tage.

Und wenn man auf der Suche nach dem perfekten Spot doch einmal eine längere Autofahrt auf sich nimmt, lohnt es sich, eines der zahlreichen Naturspektakel etwas ausgiebiger zu bestaunen: angefangen bei den fast skandinavisch anmutenden Fjordlandschaften, die Wanderwege entlang der Steilküsten, die Aussichtspunkte rund um den Wasserfall Ézaro oder die zahlreichen natürlichen Pools.

Einen kleinen Wermutstropfen für Windsurfer gibt es allerdings doch: Wer darauf setzt, jeden Tag bei Sturm mit dem kleinsten Segel aufs Wasser zu kommen, ist hier zumindest in den warmen Monaten falsch. Auch optimale Bedingungen zum Springen, wie z.B. auf den Kanaren, sind hier eher selten.

Windsurfen, Wellenreiten und Wingfoilen in Galicien

Spots zwischen Cabo Fisterra und dem Rio de Arousa von Nord nach Süd

Praia de Estorde
Schöner Ausweichspot zum Longboarden, wenn alle anderen Strände out of control sind.

Playa de Carnota
Mit 6 Kilometern der längste Strand Galiciens. Sichelförmige Bucht, je nach Bedingungen können alle hier Bretter zum Einsatz kommen. Bei N findet ihr am Praia de Mar de Lira den meisten Wind. Bei S und SW, side bis sideoff von links, eignet sich der weiter nördliche liegende Abschnitt besser, zum Beispiel am Pedrafigueira.

Playa Area Maior
Wurde gerade zu einem der schönsten Strände Spaniens gewählt (zu Recht!) und bietet außerdem noch super Bedingungen für Wellenreiter. Windsportler kommen bei NO, heißt side off von rechts, bei cleanen Wellen auf ihre Kosten.

Camping La Vouga
Guter Freeridespot bei N und NO. Gestartet wird direkt vor dem Campingplatz, wo auch Parken kein Problem ist. Bei Ostwindlagen besser früh aufstehen. Nordwestwind kommt meist erst am Nachmittags auf.

Abelleira, Playa de Liañares
Funktioniert bei S. Südwestwind ist hier meist deutlich stärker als an anderen Spots. Bei Leichtwind ein guter Freeridespot für Anfänger, bei Sturm sideonshore mit bis zu zwei Metern Welle.

Lonxa de Testal
Auf der Südseite des Ría Muros e Noia gelegener Freeridespot. Windigster Spot bei typischer Nordost-Lage. Wenn hier nichts geht, kann man sich weitere Spotchecks sparen.

Praiy Aguiera
Funktioniert ähnlich wie Testal. Beliebt bei Kite- und Windsurfeinsteigern. Bei Winterswell bricht am Riff eine sehr gute Welle.

Furnas & Rio Sierra
Populärer Wellenreitspot. Bei NO auch für Windsport geeignet, wenn auch deutlich seltener. Einer unserer Favoriten, wo man trotz großer Beliebtheit bei Vanlifern seinen eigenen Peak finden kann, wenn man einen kurzen Strandspaziergang in Kauf nimmt.

Costa de la Muerte

Übernachtung vor Ort
Wer mit dem Campervan in die Region reist, sollte Campingplätze oder Stellplätze benutzen. Wildcampen bitte vermeiden, damit die Stimmung so gut bleibt wie sie ist. Campingplätze gibt es zum Teil direkt am Spot, die Übernachtungskosten liegen etwa bei 20 Euro pro Van. Gut gefallen haben uns Camping A' Vouga (campingavouga.info) oder Camping Ancoradoiro (campingancoradoiro.com).

Gut und günstig übernachten könnt ihr auch im Surfhouse von Abel Lago (abellago.com), das nur 5 Minuten vom Spot Area Maior in Louro entfernt liegt. Wenn ihr mit dem Flugzeug anreist, können wir auf Anfrage auch unser für Wassersportler tiptop-ausgestattetes Wohnmobil zum Verleih anbieten, optional kann dazu Surf-Equipment gemietet werden (Fragen gerne an mneyer52@gmail.com).

28.06.2022 © WING DAILY  |  Text: Bettina Eder, Matthias Neyer  |  Fotos/Grafiken: Bettina Eder, Matthias Neyer

Nemina