
Klaas Voget Interview - Boardentwicklung bei Duotone
Mit Finn und Jeffrey Spencer ist eine neue Shaper-Generation am Start
'Designed by Finn and Jeffrey Spencer' - jedes Foilboard der 2025er Duotone Range zieren genau diese Zeilen. Klaas Voget, Division Manager der Marke für die Bereiche Wing und Foiling, gibt Auskunft über den Wechsel der Shaper-Generation im Hause Duotone. Das Gespräch, das euch einen Einblick in die Entwicklungsarbeit der Marke liefert, wurde von Axel Reese beim Duotone Young Blood Camp in Grönwohld geführt.
Irgendwie ist es doch etwas unter dem Radar geblieben, dass nicht mehr Sky Solbach für die neuen Shapes verantwortlich ist, sondern Finn und Jeffrey Spencer, oder?
Klaas Voget: "Ja, für die komplette 2025er Boardrange sind als Boarddesigner Finn und Jeffrey Spencer verantwortlich. Sie haben viele Files und damit eine gute Basis vom bisherigen Shaper Sky Solbach übernommen. Dabei werden Finn und Jeffrey von uns nicht allein gelassen, wir sind auch weiterhin in ihre Entwicklungen mit eingebunden, aber ja, viel Input kommt von den beiden! Auch die Downwinder Boards der neuen, also zweiten Generation, kommen komplett aus ihrer Feder.

Und seitdem sie bei uns als Teamfahrer sind, sind sie auch die Wing-Haupttestpartner von unserem Wing-Designer Ken Winner. Finn und Jeffrey machen die Tests der Prototypen in der Welle und bei Freestyle Tricks, entwickeln aber auch schon ein sehr gutes Gespür für die Feinheiten der Wings auch bei ganz normaler Geradeausfahrt. Im nächsten Step sind sie zudem im Wing-Design integriert und als Nachwuchsdesigner bei Ken in der Ausbildung. Finn und Jeffrey sind zwar erst 21 und 23 Jahre alt, aber für ihr Alter schon sehr weit und erwachsen. Und sie fühlen sehr gut, was sich für den normalen Wingfoiler, unseren Endkunden, gut eignet oder nicht."
Die Richtung für neu zu entwickelnde Produkte gebt ihr im Marketing- und Produktmanagement vor?
Ja - was sind die Punkte, die wir verbessern wollen und können? Was sehen wir für Stärken und Schwächen in unserer aktuellen Range und was finden wir bei der Konkurrenz an besonders starken Produkten? Das sprechen wir zusammen durch und dann werden von Finn und Jeffrey 3D-Files gemacht, die sie uns anschließend präsentieren, worauf dann Board-Prototypen gebaut werden.
Ist Sky Solbach demnach in die Entwicklung und Test der Wingfoilboards gar nicht mehr integriert?
Unser bisheriger Boarddesigner Sky Solbach ist da mittlerweile komplett raus und nun vollumfänglich im Kitedesign engagiert. Bereits als Sky tiefer ins Kitedesign einstieg, haben wir Finn und Jeffrey in allen Belangen des Wingfoil-Boarddesigns aufgebaut und mittlerweile haben wir den gesamten Boardbereich an die beiden übertragen. Wenn die beiden eine technische Frage haben, dann ist Sky natürlich nach wie vor verfügbar.

Seit wann sind Finn und Jeffrey involviert?
Seit Herbst 2022, als das Downwind Thema stärker aufkam. Bereits zu diesem Zeitpunkt haben die beiden mehr und mehr Ideen und Input an Sky gegeben und Sky quasi ins Testing der Downwindboards integriert. Warum? Finn und Jeffrey sind Downwinder der ersten Stunde, waren also extrem früh im Thema drin, haben selber ein extrem hohes Fahrlevel und Know-how und viele SUP Foil Downwind Races gewonnen. Und, klar, für die 2025er Generation unserer SUP Foil Downwind Boards sind sie voll verantwortlich - diese haben nur noch wenig mit den ersten Shapes von vor drei Jahren zu tun.
'Voll verantwortlich'. Als Teamfahrer so nebenbei an Designs zu arbeiten, funktioniert wahrscheinlich nicht, oder?
Finn hat schon vorher mit 3D-Programmen gearbeitet, eigene Foilentwicklungen gemacht und ist dafür sehr affin. Aber Wing-Design ist wieder eine andere Software und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Panels sind sehr komplex. Da gibt es von Ken Winner viel Grundwissen aus über zwanzig Jahren Kitedesign und den anschließenden Jahren des Wingfoilens. Dieses Know-how transferiert Ken nun in Richtung der beiden, die viel von ihm lernen können.

Gerade wenn man Ken Winner kennt, dann weiß man, dass er schon sehr viel Vertrauen und Überzeugung gegenüber Finn und Jeffrey haben muss, damit er sein Know-how auch bereit ist zu übertragen, oder?!
Ja, das kam aber proaktiv von Ken. Er hält viel von den beiden Jungs, sieht das Potenzial bei ihnen und er muss auch 'mit ihnen können'. Sie liefern gute Testreports, was ich auch von meiner Seite aus lese und bestätigen kann. Insofern ist es ein guter Schritt, dass sie in der Ausbildung bei ihm sind. Sie arbeiten noch an keinem Wing eigenverantwortlich, machen sich aber mit der Software vertraut und haben aktuell ein kleines Projekt bekommen, wo Ken mit draufschaut.
Ken ist mittlerweile Ende 60.
Ja, und irgendwann werden Finn und Jeffrey in das kalte Wasser geschmissen. Dabei sind es sehr komplexe Prozesse, denn man hat von einem Wing nicht nur eine Größe zu designen, sondern ausgehend vom 4qm, zum 3qm und 5qm, aber vielleicht ist dann der 3.5er noch nicht optimal und wie immer gibt es eine Deadline, wo die fertigen Designs in die Produktion gehen müssen.

Okay, bleiben wir beim Testen. Neben der Arbeit an den Designs, also am Rechner, erledigen Finn und Jeffrey auch viel Testarbeit auf dem Wasser?
Ja, wie gesagt sind sie Kens ständige Testpartner. Ken hängt sich ein ins Trapez ein, fährt etwas mehr 'race-orientiert', testet wie sich die Wings auf verschiedenen Kursen verhalten, Ken springt aber nicht oder geht an die Wave Spots. An seinen Tests sind Jungs wie Peter Slate und Alan Cadiz involviert, auch jeweils mit sehr viel Test-Erfahrung. Dann gehen die Prototypen Wings an die Spencers, die damit dann auch in die Welle gehen oder Tricks in der Luft machen und z.B. testen, welche Hangtime ein Wing hat oder wie gut ein Wing auf der Welle bei Turns hinterher fliegt.
Die Testergebnisse gehen parallel auch an unseren Produktmanager für die Wings und an mich und wir checken, ob die Richtung stimmt, oder ob sie sich vielleicht verrennen. Vielleicht geht auch noch ein Prototypen Wing zu uns nach Europa, um hier einmal in anderen Bedingungen zu testen und den Stand zu checken.
Du hast es schon angesprochen, was aber in Europa nur die wenigsten mitbekommen, denn Finn und Jeffrey haben tragende Rollen in Foil Downwind Races.
Beide sind super stark im Foil Downwind Race engagiert. Beim SUP Downwind Triple Crown, den weltweit prestigeträchtigsten Foil Races, u.a. dem Maui to Molokai, Molokai to Oahu, sind unter insgesamt fast 200 Startern Finn Zweiter und Jeffrey Fünfter geworden. Bei diesem SUP Triple Crown ist das 'who is who' des Foil Downwindpaddelns dabei und gilt als Foil Formel 1. Es die Disziplin, in der das Foil den Unterschied macht, denn im Downwindfoilen ist es das Foil, das Lesen der Wellen und wie der Rider mit dem Foil umgehen kann, die Faktoren über Sieg oder Niederlage.

Die Konkurrenz hat auf die Foils von Finn und Jeffrey geschaut, weil sie so schnell gewesen sind. Die beiden sind kaum 70 kg schwer und haben keine 90 kg oder mehr, was den Ridern normalerweise einen großen Vorteil bringt. Finn hat etwa 80 bis 90 % des Rennens geführt, was so niemand erwartet hatte. Das bedeutet für uns Foil-Prestige und -Image, weil Finn und Jeffrey bei diesen Rennen so gut abgeschnitten haben.
Die Foils, die sie da benutzt haben, gehen nicht in Serie, aber unsere neuen Hyper-Glide sind die gleichen Designs in einer etwas größeren Version, wie sie Finn und Jeffrey unter den Füßen gehabt haben. Und wir haben auch Erkenntnisse daraus gewonnen, die in kommerziellere Foils einfließen, wie z.B. den Glide 2.0 oder den neuen Carve 3.0.
Wo siehst du ansonsten besondere Stärken von Finn und Jeffrey?
Sie sind in ihrer Vorgehensweise beim Testen sehr aufgeräumt und haben immer ihren besten Testbuddy - also den eigenen Bruder - mit einem sehr ähnlichen Fahrlevel dabei. Sie verstehen sich als Brüder blind, wissen von was der andere redet und nebenbei gesagt verstehe auch ich, von was sie reden (lacht) und wir reden nicht aneinander vorbei.
Zudem ist ihr Dad auch Wingfoil-besessen, der aber andere 'Needs' hat und z.B. andere Volumensklassen fährt. Sie leben auf Maui und sind nah dran an Trends.
Wie wichtig ist Maui als Destination für Designer?
Es ist ein verdammt guter Ort fürs Testing, denn Maui bietet viel Wind, Summer-Tradewinds mit viel Wind fürs Downwindfoilen, wenig Wind, Swells mit guten Wellen, Flachwasser und so weiter. Alle Bedingungen gibt es irgendwo auf der Insel. Im Hafen am Morgen können 7qm und am Nachmittag 2qm Wings getestet werden, dann Prone-Surfing mit entsprechenden Wellen am South Shore, es gibt druckvolle Wellen in Hookipa und Sprungspots sogar auch mit Wind von links.
Und es wird dort viel Neues kreiert, weil viele Marken da sind, und Leute, die hinter den Marken stehen, schon so lange wassersportaffin sind. Man sieht dann viel und wir sind nah an Trends, die auf Maui kreiert werden. Gepaart wird das von unserer Seite mit 'German Engineering'.

Das Produktmanagement und auch du begleiten das Arbeiten auf Maui mal mehr mal weniger engmaschig?
Wir lassen sie nicht allein, in den letzten Jahren war ich zweimal im Jahr auf Maui, wo wir dann zusammen testen und nächste Steps besprechen. Das geht mit so viel unterschiedlichen Bedingungen Hand in Hand und 'mit uns in Copy'.
Plus unser 'Groundwork' von Duotone mit dem Testlab, wo Konstruktionen, Nähte und so weiter auf Herz und Nieren getestet werden. Wir überprüfen die Tuchmaterialien, testen diese im Labor, bringen Ergebnisse und erst dann geht es zum Test auf das Wasser. Erst dann werden Prototypen in diesen Materialien und Konstruktionen gebaut und es gibt kein Try- and-Error, was erst auf dem Wasser herausgefiltert wird. Wir haben so eine größtmögliche Qualitätssicherung!

Das alles ist schon ein hoher Aufwand, den ihr betreibt, oder?
Dieses macht unsere Mühle bei Boards and More nicht zur schnellsten aber zur gründlichsten. Und dadurch bekommt unser Kunde ein Produkt, was möglichst in Performance und Qualität ausentwickelt ist und einen bestmöglichen Wiederverkaufswert hat.
Wir sind in diesem Sport noch in einem frühen Stadium, so dass die Unterschiede zwischen den ausentwickelten und noch nicht auf diesem Niveau ausentwickelten Produkten noch relativ groß sind.
Und wir sind die voranschreitende Marke. Wir bedienen das Wingfoilen nicht aus der Kitesurf- oder Windsurfabteilung, sondern haben eine eigene Abteilung. Bei uns bedient eine Abteilung nicht verschiedene Baustellen, was sich nicht jede Marke leisten kann und das siehst du im Produkt.
Noch mehr zu den Spencer Brüdern findet ihr in einem Interview aus April 2025: Die Spencer Boys
03.06.2025 © WING DAILY | Text: Axel Reese / reemedia | Fotos/Grafiken: Axel Reese / reemedia, Duotone / John Carter, Duotone / Toby Bromwich