Klaas Voget entwickelt für Duotone - hier beim Wingfoilen in Dänemark

4 Stunden Testarbeit mit Foils

Interview mit Klaas Voget

"Klaas, du bist verrückt!", bringt es Henning Nockel, Teamrider Duotone, kurz und trocken gegenüber seinem Chef Klaas Voget, Division Manager Duotone Wing und Foiling, zum Ausdruck.

Etwa 15 bis 20 Konstellationen von verschiedenen Front- und Backwings, Fuselages, Shims und dazu Abständen der jeweiligen Wings zum Mast und so weiter hat Klaas gerade bei einstelligen Luft- und Wassertemperaturen auf dem heimischen Gewässer in der Kieler Bucht getestet und ist dabei alle paar Minuten wieder an Land gekommen, um etwas umzuschrauben, um dann wieder aufs Wasser zu gehen. Axel Reese stand daneben und hat dieses Interview geführt.


Klaas, was hast du in vier Stunden getestet?
Wenn man einen guten Test haben will, muss man zwei Dinge in gleichen Bedingungen miteinander vergleichen, also direkt nacheinander an einem Tag testen. Du kannst nicht an einem Tag das und am anderen Tag das testen. Wenn ich ein wirklich gutes Ergebnis haben möchte, z.B. drei neue Prototypen-Frontwings in einer Größe, die ich gegen ein aktuelles Serienmodell vergleichen muss, d.h. habe ich vier verschiedene Set-ups in der gleichen Einstellung: Mein Serien-Foil, so wie ich es am liebsten mag mit z.B. kurzer Fuselage und einem bestimmten Stabilizer. Ich stell' das so ein, baue alle drei neuen Prototypen genauso auf, dass sie so exakt vergleichbar sind.

Klaas Voget mit Frontwings, Backwings, Fuselages und Shims
Klaas Voget mit den Komponenten seiner Foils

Ich fahre jedes der Set-ups etwa 10 Minuten, also das bewährte Serien-Foil, dann Proto 1 mit den gleichen Einstellungen und Mastposition. Dann merke ich schon vielleicht, dass der Liftpunkt mit dem Serienflügel übereinstimmt - oder muss das beim neuen Flügel an eine andere Stelle? Das weiß ich dann schon mal, dann verändere ich vielleicht den Mast um einen Zentimeter und erst dann habe ich einen fairen Test. Dann der nächste Proto für etwa fünf bis zehn Minuten, dann der dritte Proto für etwa fünf bis zehn Minuten. Dann nochmal und vielleicht haben mir z.B. der Proto 1 und 3 am besten gefallen und Proto 2 nicht so gut.

Im nächsten Schritt vergleiche ich die Favoriten und dann habe ich vielleicht meinen Favoriten herausgefahren und somit - mit diesen Standard-Einstellungen - meinen Sieger. Anschließend fahre ich vielleicht nochmal den einen oder anderen Proto mit anderen Einstellungen oder einem anderen Backwing. Das heißt: fahren, schrauben, fahren, schrauben, fahren, schrauben...

Testen auf dem Wasser und feintunen an Land
Getestet wird auch in der Welle, wie oben links in Dänemark. Fahren, schrauben, fahren, schrauben, fahren, schrauben...

Nur so habe ich ein Ergebnis mit exakt übereinstimmenden Windstärken und Wellenbedingungen, was aber nur ein Test bei uns bei Flachwasser in der Kieler Bucht ist. Aber wenn ich z.B. Flügel aus der Carve-Serie zu testen habe, dann hat der Flügel im Freestyle als auch in der Welle zu funktionieren, weshalb ich danach in die Welle gehe. Da mache ich alles nochmal. D.h. im Flachwasser gefallen mir vielleicht Dinge, suche aber in der Welle nach anderen Qualitäten. Wenn unser Kunde einen Carve 800 oder 1100 hat, dann möchte er auch, dass sein Foil in einer möglichst große Bandbreite an Bedingungen gut funktioniert.


Das ist Fleißarbeit und kein entspanntes Wingfoiling mehr, oder?
Ja, das ist viel Fleißarbeit und viel Schrauben, was auch mal mit Handschuhen bei fünf Grad Luft- und Wassertemperatur zu machen ist.


Also weg von den Videos mit viel Sonne und türkisfarbenem Wasser, Themawechsel: Wie protokollierst du deine Ergebnisse?
Wenn ich ein Ergebnis von vier Set-ups mal drei bis vier Einstellungen habe, dann kann ich mir das nicht alles merken. Ich gebe die Ergebnisse direkt nach den Runs in das Handy ein, weil ich damit die Übersicht und die Kontrolle darüber habe, ob ich alles durchgetestet habe. Und diese Ergebnisse gebe ich an unser R&D Team inklusive unserem Foildesigner auf Mauritius weiter, der die gleichen Wings auch bei sich in der Lagune und in Wellenbedingungen testet.

Klaas Voget in Interview: vier Stunden Testarbeit mit Foils
Feintunen an Land und testen auf dem Wasser

Wie viele Einstellungen sind das in vier Stunden?
Etwa 15 bis 20 verschiedene Konstellationen. Fünf Minuten verliert man für das Raus- und Reinlaufen und Umschrauben. Fünf bis zehn Minuten braucht das Testen auf dem Wasser.


Zu den Konstellationen gehören in deiner Testarbeit auch Frontwing-Shims. Diese sind aber nicht bei den Sets dabei, die man im Handel kaufen kann?
Wir liefern die SLS-Frontwings ohne Shims aus, aber für das Testing habe ich die Option, dass es vielleicht mit 0,2/0,3 Grad besser funktioniert. Das ist nur eine Option für das Testing, denn das spätere Serienprodukt wird perfekt ausgetrimmt ausgeliefert.

Hingegen ist das Trimmen des Backwings mit Shims eine gute Möglichkeit auch für die Kunden, aber wir wollen auch mit zu vielen Einstellungsoptionen nicht verwirren. Für 90% der Wingfoiler ist die Einstellung ohne Shims die perfekte Einstellung, aber wenn jemand ganz leicht oder ganz schwer ist, dann hilft vielleicht mehr oder weniger Winkel im Backwing. Wir liefern zwei Shims mit 0,3° und 0,6° aus. Wenn man die aufeinanderlegt hat man also bis +/- 0,9° alle Optionen.

16.04.2025 © WING DAILY  |  Text: Axel Reese / reemedia  |  Fotos/Grafiken: Axel Reese / reemedia, Duotone / Wingfoilshots