
Test: Oceania Gloves
Wasserdichte Surfhandschuhe für kalte Temperaturen
Wer im Winterhalbjahr zum Surfen oder Foilen aufs Wasser geht weis: ohne Handschuhe läuft da nix. Die Suche nach dem besten Handschuh beschäftigt uns schon seit Jahren, weil bisher kein Hersteller eine wirklich wasserdichte Lösung angeboten hat.
Die Problematik
Zwar hat so gut wie jede Wetsuitmarke auch Neoprenhandschuhe im Programm, Schwachstelle bei geschlossenen Neoprenhandschuhen sind aber immer die Nähte, die - auch wenn verklebt - nach kurzem Gebrauch undicht werden und Wasser eindringen lassen.
Ist das Wasser erstmal an der Hand, dann dauert es nicht lange bis zur Auskühlung. Ein Komplett wasserdichter Fingerhandschuh, der ermüdungsfreies Zugreifen zulässt, steht ganz oben auf der Suchliste. Unsere bisherigen Erfahrung findet ihr in zwei Artikeln, die wir unten verlinkt haben.

Oceania Gloves
Die italienische Marke Oceania bietet mit ihrer Handschuhserie (5 Modelle) eine wasserdichte Lösung an. Das Aussehen ist auf den ersten Blick etwas außergewöhnlich, denn Handschuh und Bündchen bestehen aus unterschiedlichem Material, das im Bereich des Handgelenks mit einem weiten, nicht flexiblem Ring verbunden ist. Auf den ersten Blick wie gestrickte Arbeitshandschuhe, aber eben in einer wasserdichten Ausführung.
Wir haben den Oceania 'Leopard Shark' getestet, der optional mit einem dünnen Unterhandschuh getragen werden kann (Oceania hat mit dem 'Orca' auch einen gefütterten Handschuh im Programm). Die Wassersporthandschuhe liegen im Preisbereich von 59,90 bis 69,90 Euro.
Oceania Leopard Shark
Der vordere Bereich besteht aus einem flexiblen und beschichtetem Polyestergewebe (wie ein dünner Regenmantel). Die Handinnenfläche und Fingerspitzen sind wie typische Arbeitshandschuhe mit Kräusellatex beschichtet, um einen guten Grip zu gewährleisten.
Im hinteren Teil besteht das Bündchen aus einer langen Stulpe aus hautfreundlichem Silikon. Dieses ist sehr weich und elastisch.

Beide Handschuhteile sind mit einer Manschette verbunden - ein nicht flexibler Ring, der im Bereich zwischen Handgelenk und Hand sitzt. Diese Art der Verklebung ist wegen der unterschiedlichen Materialeigenschaften erforderlich.
Genau dieser Ring ist das Nadelöhr beim Anziehen, denn die breiteste Stelle der Hand muss dort hindurch. Deshalb ist der Kauf einer genau passenden Handschuhgröße das A und O. Das Messen des Handumfangs vor der Bestellung hilft, der Hersteller informiert auf Anfrage über die passende Oceania Handschuhgröße (Größe: 7 bis 11).
Beim An- und Ausziehen muss man vorsichtig sein, um weder die Verklebung noch die Silikonmanschette zu beschädigen. Oceania liefert dazu eine Anleitung per Video (Link siehe unten).

Tragen lässt sich der Handschuh gut. Das Material des vorderen Teils lässt ein ermüdungsfreies Zugreifen zu, die Beschichtung liefert guten Grip am Boom. Die Silikonmanschette liegt eng am Unterarm an und stellt einen großen Überlappungsbereich mit dem darüber getragenen Neoprenanzug her. Der Ring sitzt genau vor dem Armbündchen des Neoprenanzugs, stört also weniger als gedacht. Auch die vermutete Tendenz zum 'Rausrutschen' aus dem Handschuh - wegen des relativ losen Sitzes im Bereich des Rings - gibt es in der Praxis nicht. Dem wirken die dünne Grifffläche und der gute Sitz am Bündchen entgegen.
Temperaturen
Bis runter zu 10°C Lufttemperatur kann man den Handschuh ohne Unterhandschuh tragen und hat einen angenehme direkten Grip ohne Ermüdung der Muskulatur. Beim Eintauchen in kälteres Wasser spürt man die Kälte schnell an der Hand, aber diese bleibt trocken und ist durch die weitere Bewegung schnell wieder erwärmt.
Unter 10°C sollte je nach Kälteempfinden ein Unterhandschuh benutzt werden, da die Hand wesentlich schneller auskühlt. Oceania hat dafür den 'Classic Thermal Under Gloves FG400N Flexitog' im Programm, ein dünner Strickhandschuh aus einem Modal-, Acryl-, Stretch-Nylon-Fasermix mit Hohlfaseranteil (5 Euro). Alternativ kann man auch einen flexiblen Arbeitshandschuh verwenden.

Der Unterhandschuh liefert eine bessere Kälteisolation, da die Haut keinen direkten Kontakt mehr zum Außenhandschuh hat. Die im Gewebe des Innenhandschuhs eingeschlossene Luft isoliert, der Handschuh wird dadurch deutlich wärmer (Zwiebelschicht-Prinzip). Auch mit der jetzt größeren Materialstärke an der Handinnenfläche kann man immer noch besser zugreifen als mit Neoprenhandschuhen.
Bis 5°C Luft kann man mit Unterhandschuh lange fahren, bei unter 3° werden die Hände aber auch mit dieser Handschuh-Kombination schnell kalt. Häufiges Armschwingen hilft, aber das kennt ihr ja.
Wasserdicht
Wasser dringt wegen der eng anliegenden Silikonbündchen so gut wie nicht ein, die Hand bleibt trocken. Nach kurzen Sessions war der Unterhandschuh immer trocken. Bei längerer Zeit auf dem Wasser entsteht auch im Handschuh Feuchtigkeit, die Kälte krabbelt dann langsam in die Finger.
Einmal gelangte nach einem Sturz, bei dem viel Wasser in den Ärmel des Neoprenanzug eindrang, auch etwas Wasser in den Handschuh. Wasser im Handschuh ist immer ein Kältebooster - die Finger werden dann viel schneller kalt.

Haltbarkeit
Ein wohl zu kräftig eingesetzter Fingernagel hat die Silikonmanschette beim Anziehen beschädigt und einreißen lassen. Vorsicht beim An- und Ausziehen ist also oberstes Gebot und dauert deshalb seine Zeit. Die Verklebung am Ring hat gehalten, auch wenn sich außen sichtbare Kleberrückstände nach und nach ablösten. Das Handschuhmaterial vorne hält (Küchenhandschuhe sind meist nach wenigen Session durchgerieben oder gerissen), das stabile Polyestergewebe des Oceania Gloves und der Latex-Grip zeigen nach 10-15 Einsätzen keine Abnutzungserscheinungen.
Unter Strich ein taugliches Modell, wenn man komplett wasserdichte Handschuhe sucht und bis runter zu 5°C aufs Wasser geht. Sorgsamer Umgang mit den Handschuhen beim An- und Ausziehen ist bei diesem Modell sehr wichtig.
Hier folgen die Links zum Hersteller:
oceaniasport.shop (Oceania Modelle)
oceaniasport.shop/pages/video (Anleitung zum An/Ausziehen)
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Neoprenhandschuhe für den Winter
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13.03.2025 © WING DAILY | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall